Seiten

Dienstag, 6. September 2011

USA: Mehr Schein als Sein

Nach 20 Stunden Reisen habe ich St. Louis am 1. September um 20.25 Uhr Ortszeit erreicht. Eigentlich war ja der 28. August geplant gewesen, aber da hat mir Hurricane Irene einen Strich durch die Rechnung gemacht…


Eine Doktorandin X., die im gleichen Fachgebiet wie arbeitet und im Übrigen aus China kommt, war so nett und hat mich mit ihrem Freund vom Flughafen abgeholt. Nachdem wir ein Weilchen durch die Stadt geirrt sind, haben wir dann auch endlich das Hostel entdeckt. Und naja, das war eher eine böse Überraschung als eine Erleichterung…  Man nehme kleine Backsteinhäuser, versehe sie mit Holzboden und Türen, von denen die Farbe abblättert, und gibt noch ein paar Spinnen, viel Schmutz und viele Katzen hinzu UND nicht zur vergessen, eine durch und durch verrostete Küche – dann weiß man ungefähr wie es im Huckleberry Finn Youth Hostel aussieht! Ein ganz wenig Charme versprüht es dadurch aber auch…
Am Freitagmorgen – nach einer sehr kurzen Nacht - hatte ich das Glück, dass mich ein freundlicher Japaner aus dem Hostel ansprach. Er arbeitet ebenfalls an der Washington University und hat mir gleich mal angeboten mich hinzubringen. Also ich muss sagen, die Asiaten sind bei mir gerade ganz hoch im Kurs J Der Campus der Universität ist sehr schön, sehr gepflegt – aber auch langweilig. Alle Gebäude sehen gleich aus – auch die neuen werden im alten Stil gebaut. Schon hier trifft man also zum ersten Mal auf das amerikanische Motto „Mehr Schein als Sein“.
Die Mitarbeiter in meinem Department (Electrical and Systems Engineering) sind allesamt super nett, sehr herzlich und freundlich. Das Arbeiten dort scheint Spaß zu machen und relativ entspannt zu sein. Die Doktoranten, allesamt aus dem Ausland wie Indien, China, Israel, können kommen und gehen wann sie wollen – folglich also auch ich. Auch der Professor, Professor N. aus Israel, ist super – bevor wir über meine Arbeit sprachen, gab er mir erst mal Tipps, was ich denn alles in St. Louis unternehmen kann. Ein bisschen verplant ist er allerdings auch – er wusste gar nicht mehr von welcher Uni ich überhaupt bin. Er scheint unseren Professor H. also sehr gut zu kennen…
Nicht nur das Hostel ist schlecht, auch seine Lage. Mit Bus und Bahn braucht man meist eine Stunde – oft länger! Denn von öffentlichen Verkehrsmitteln halten die Amerikaner nicht wirklich viel: die Busse fahren hier nur jede Stunde, Busfahrpläne an Busstationen gibt es schon mal gar nicht, und nur wer sich kein Auto leisten kann nimmt überhaupt den Bus. Ein Apartment in der Nähe der Uni/Arbeit zu haben, ist also Gold wert. Ich habe schon eines in Aussicht, bin mir aber noch nicht ganz sicher darüber, weil es komplett unmöbliert ist. So etwas wie Zwischenmiete in Deutschland scheinen die Amerikaner nicht zu kennen.

Nun zu einer sehr netten Begegnung: etwas Gutes hat es nämlich doch, wenn man in einem Hostel wohnt – man lernt andere Menschen kennen. So traf ich am Samstagabend vor dem Schlafengehen auf Julie, eine Studentin aus Frankreich. Sie macht ein Praktikum in Memphis und wollte das lange Wochenende (diesen Montag ist hier Labor Day) nutzen, um sich St. Louis anzugucken. Kurzerhand beschlossen wir, an den nächsten Tagen St. Louis zusammen zu erkunden – praktischer Weise besitzt Julie nämlich ein Auto. Also auf nach Downtown! … wo nicht wirklich viel los ist… ich hoffe mal, dass lag daran, dass Sonntag war. Trotzdem hatten wir einen Menge Spaß – konnten an jeder Ecke Europa-USA-Vergleiche aufstellen, konnten feststellen, dass die Amis auch viel Architektonisches aus Europa zu kopieren versuchen, besuchten das all jährliche Blues-Festival im Old Town und genossen das tolle Wetter hier. Echt schade, dass sie nicht in St. Louis arbeitet….
Fazit ist also: die Leute hier sind top! Der Rest noch ausbaufähig... Drückt mir die Daumen, dass ich diesem Hostel schnell entkomme! Liebste Grüße nach Deutschland, Chrissi

3 Kommentare:

  1. heey chrissy....ich drück dir die daumen,dass bald alles besser wird! hast du im hostel etwa kein internet?! dann mach,dass du da ganz schnell rauskommst und irgendwo zentraler bist! möbel kann man sich doch bestimmt irgendwie günstig organisieren?
    immerhin klingt die arbeitsstelle ja gut und morgen ist die woche auch schon fast wieder rum :)
    kari

    AntwortenLöschen
  2. Hi Christina,
    Auch uns hat auf unserer Dienstreise Irene einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Unseren Flug am Sonntag den 28.08. hat die Lufthansa gestrichen und wir durften aber großzügiger Weise in einem 4* Hotel auf deren Kosten nächtigen. Am Montag ging es dann mit dem Flieger nach Washington DC. Wir haben die letzten 4 Plätze bekommen, danach ging nix mehr. Ein Direktflug wäre erst 4 Tage später möglich gewesen. Doch nun galt es ja immer noch nach Boston zu kommen. eigentlich wollten wir mit dem Zug fahren. Amtrak hat aber für Montag vorsorglich alle Züge eingestellt. Somit hätten wir in Washington übernachten müssen. da haben wir beschlossen, doch einen Mietwagen zu nehmen und nach Boston mit dem Auto zu fahren. In einem 10h Roadtripp von abends 9:00 bis früh um 7:00 haben wir todmüde Boston erreicht. damit hatten wir einen eleganten 48h tag mit vll 2h Schlaf. Das gute daran, es hat sich herausgestellt, dass die Züge fast die ganze Woche nicht gefahren sind, weil durch das Hochwasser die Gleise unterspült waren.
    Dann lass es dir mal in den USA gut gehen.
    VG
    Daniel

    AntwortenLöschen
  3. Chrissiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!
    na schön ist doch schon mal, dass du gut angekommen bist, nach dem du ja dann doch noch ein paar Tage in Deutschland bleiben musstest!

    Ich hoffe für dich, dass du schnellst möglich eine wohnung findest und auch das zum positiven für dich klären kannst!

    schön, dass du auch so nette Kollegen bzw cheffs hast!das ist eh immer das wichtigste!

    Ich wünsch dir weiterhin alles alles gute!
    Viele liebe grüße auf der anderen Seite des Pazifiks ;-)

    AntwortenLöschen